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Gummizapfer |
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Reiseberichte aus dem Sanella-Album Mittel- und Südamerika |
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Bei den Gummizapfern in der Fieberhölle Onkel Tom will noch tiefer in den Urwald hinein. Wir fahren mit einem Heckraddampfer einen Nebenfluß des Amazonas stromauf. Rechts und links undurchdringlicher Urwald. Geschrei von Affen und Papageien. Die Kapitäne müssen höllisch aufpassen Häufig haben sich Baumstämme in dem Flußgrund festgespießt. Sie schwingen im Strom auf und ab und beschädigen die Dampfer. Eine schwere, schwüle, giftige Luft. Die Regenzeit war vorüber. Bis vor kurzem hatte der Urwald unter Wasser gestanden. Jetzt war das Wasser gefallen. Nun faulten die überschwemmten Pflanzen in der Tropenhitze. Wir legten in der Nähe einiger Baracken an. Hier wird Wildgummi gewonnen. Gummi bedeutete lange Zeit den besonderen Reichtum Brasiliens, bis man in anderen Ländern der Welt Kautschukplantagen anlegte, die Brasilien schwere Konkurrenz machten. |
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Das Leben der Gummizapfer ist schwer. Gar mancher geht zugrunde in dem mörderischen Sumpfklima. Um den Hals tragen die abenteuerlichen Kerle einen Beutel mit Munition für das Gewehr, Tabak und Zigarettenpapier. In einem Gummisack auf dem Rücken stecken die Habseligkeiten. Die Gummibäume stehen einzeln zwischen den Urwaldbäumen. Wir sahen den Männern bei der Arbeit zu. Mit der "Machete", dem Haumesser, wird das Buschwerk weggeschlagen, um an die Stämme heranzukommen. Dann beginnt die eigentliche Arbeit. Die Rinde des Kautschukbaumes wird mit einem kleinen Beil angekerbt, ein Blechbecher wird befestigt, um den milchweißen Gummisaft aufzufangen. Im Rauch eines Feuers drehen andere Arbeiter eine Holzkelle, auf die sie immer neuen Gummisaft schütten, der über dem Feuer hart wird. So entstehen Klumpen, die in die Baracken am Flußufer geschafft werden. Auf Flußdampfern und Ruderbooten wird der Rohkautschuk zu den Stapelplätzen am Amazonas gefahren. Aber es ist ein mörderisches Klima hier. |
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Die Männer sehen Elend aus. Nein, Gummizapfer möchte ich wirklich nicht sein! Lange aushalten konnte ich es nicht in dieser Fieberhitze. Mir war matt und hundeelend zumute. Alle drei waren wir froh, als wir nach Manaos in unser Hotel zurückkamen. "Hoffentlich haben wir uns keine Malaria geholt", sagte Fernandez. "Wieviel dieser armen Kerle in den Gummibaracken gehen daran elend zugrunde!" - Krokodile und Piranhafische Aber von der Flußfahrt muß ich Dir noch etwas erzählen. Überall waren Krokodile zu sehen. Sie lagen träge im Wasser oder im Uferschlamm. Vom Dampfer aufgescheucht, tauchten sie weg. Aber seltsam, hier fürchtet man sie auch unter den Eingeborenen weniger als einen Fisch, den berühmten Piranha. Nur etwa zwanzig Zentimeter soll er lang sein, aber ein ganz gefährlicher Bursche. Es werden schauerliche Geschichten von diesen Raubfischen erzählt. Sie sind lüstern nach Blut. Gerät ein verwundetes, blutendes Tier ins Wasser, gleich stürzen sich Schwärme von Piranhas auf das Opfer und reißen ihm buchstäblich das Fleisch vom Leibe, bis nur noch das Knochengerüst übrigbleibt. Verwundeten Menschen soll es ähnlich gehen. Es soll aber auch Indianer geben, die regelmäßig in den Flüssen baden, ohne von den Raubfischen angegriffen zu werden. |
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